Schemellis Gesangbuch
BWV 443 ‘Beschränkt, ihr Weisen dieser Welt’
Tekst: Christoph
Wegleiter
Melodie: onbekend
Beschränkt, ihr Weisen dieser Welt,
die Freundschaft immer auf die gleichen
und leugnet, dass sich Gott gesellt
mit denen, die ihn nicht erreichen;
ist Gott schon alles, und ich nichts,
ich Schatte, er die Quell des Lichts,
er noch so stark, ich noch zu blöde,
er noch so rein, ich noch zu schnöde,
er noch so groß, ich noch so klein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Mein Goel, mein Immanuel,
mein Mittler konnte Mittel finden,
sich meiner hocherhebten Seel,
die ihn herabzog, zu verbinden;
mein Salomo, mein Jonathan,
mein Bräutigam, mein Gott und Mann
kam von dem Himmel auf die Erden,
mein Mut und Blutesfreund zu werden,
an Leib und Geist, mein Fleisch und Bein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Gott, welcher seinen Sohn mir gab,
gewährt mir alles mit dem Sohne,
nicht nur sein Kreuz, nicht nur sein Grab,
auch seinen Thron, auch seine Krone;
ja, was er redet, hat und tut,
sein Wort, sein Geist, sein Fleisch und Blut,
was er gewonnen und erstritten,
was er geleistet und gelitten,
das räumet er mir alles ein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Ich finde Nutzen, Lust und Her
bei unserm Bund im höchsten Grade;
er heischet von mir nichtes mehr
als Glauben und ich nichts als Gnade.
O wohl der Wahl, die uns gefügt!
weg, Reu und Tausch! ich bin vergnügt
in ihm und er mit mir zufrieden;
drum bleibt bei beiden ungeschieden
ein Herz und Mund, ein Ja und Nein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Zwar kann er aller Christen Mut
mit seiner Liebe sattsam weiden,
wir dörfen um dies höchste Gut
nicht eifern noch einander neiden;
durch Unsern gierigsten Genus
erschöpft sich nicht sein Überfluss;
so will ich ihm zwar keinen leugnen
doch mir vor allen andern eignen.
Welt, zank dich um das Mein und Dein,
mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Mein Freund ist meiner Seelen Geist,
mein Freund ist meines Leibes Leben,
nach einem, der mich seine heißt,
und sonst nach keinem soll ich streben;
dem ich mich, der sich mir ergibt,
den ich und der mich wieder liebt,
von dem ich nicht mehr kann begehren,
der mir nichts bessers kann gewähren,
dies Licht verblendet allen Schein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Ohn ihn ist mir der Himmel trüb,
die Erd ein offner Höllenrachen,
hingegen kann mir seine Lieb
die Einöd selbst zu Eden machen;
ohn ihn ist mir, trotz aller Meng,
die Weil zu lang, die Welt zu eng.
Ich bin, wann Feind und Freunde fliehen,
wann sich die Engel selbst entziehen,
zwar einsam, aber nicht allein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Man nehme alles, was ich hab
man gebe mir nichts, was ich heische,
man schäl mich aus, man streif mich ab,
man zieh mir Kleid und Haut vom Fleische,
ja Speis und Trank und was man will:
mein Freund bleibt meine Hüll und Füll.
Die Welt mag alles mir entrauben,
sie lasse mir nur meinen Glauben,
so bleibt nichts, eins und alles mein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Sein ist mein Leib und meine Seel,
die er erschuf und auch erlöste,
hie nährt und salbt mit seinem Öl,
bis er dort beide ewig tröste;
sein ist mein Mut, sein ist mein Sinn,
sein ist, mit kurzem, was ich bin,
ja, was ich um und an mir habe,
ist alles seine Gnadengabe,
die macht mich auch vom Undank rein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Sein ist mein Werk, sein ist mein Ruhm,
Er suchte mich, eh ich ihn fande,
ich habe für mein Eigentum
sonst leider nichts als Sünd und Schande;
doch hat mein Freund auch diese Last
zusamt dem Kreuz auf sich gefasst
und, meine Feindschaft abzuschaffen,
die scharf gebüßte Schuld und Strafen
verscharrt in seines Grabes Schrein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Sein ist mein Glück und meine Zeit,
sein ist mein Sterben und mein Leben
zu seinem Ehrendienst geweiht,
von ihm bestimmt und ihm ergeben;
es kommet, was ich lass und tu,
von ihm her und ihm wieder zu.
Sein sind auch alle meine Schmerzen,
die er ihm zärtlich zieht zu Herzen,
er fühlt und ahndet meine Pein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Es zürn und stürme jeder Feind,
er macht nicht, dass ich viel erstaune,
der Richter ist mein bester Freund,
drum schreckt mich nicht die Weckposaune;
ob Erd und Himmel bricht und kracht,
ob Leib und Seele mir verschmacht,
wann meine Beine schon verwesen,
so wird mein Wahlspruch doch zu lesen
noch haften an dem Grabesstein.
Mein Freund ist mein, und ich bin sein.
Christoph Wegleiter (Dichter), geboren: 22 april 1659 -
Neurenberg, Beieren, overleden: 13 augustus 1706 – Altdorf.
Christoph Wegleiter was een bekende theoloog en hobbyastronoom uit Neurenberg.
Zijn vader, Leonhard Wegleiter, was accountant en zijn moeder was Anna Sabina
Cless.
Christoph Wegleiter bezocht het Egidiengymnasium en volgde later colleges in
het Auditorium. Daarnaast studeerde hij vanaf 1676 theologie in Altdorf,
waarschijnlijk gevolgd door wiskundecolleges bij Johann Christoph Sturm
(1635-1703). In 1679 werd hij lid van de Pegnesischen Blumenordens. In 1680
werd hij Magister; in datzelfde jaar werd hij ook tot dichter gekroond.
Vervolgens studeerde hij in Frankfurt am Main en in Straatsburg, vanwaar hij
ook naar Bazel reisde. In 1682 verhuisde hij van Neurenberg naar Jena. Van
hieruit reisde hij via Wittenberg, Helmstedt, Maagdenburg via Leipzig en Halle,
en vervolgens weer terug naar Neurenberg en Altdorf. In 1685 begon hij aan een
nieuwe reis, die hem via Frankfurt/Main en Keulen naar Nederland voerde. Van
hieruit kwam hij in 1686 naar Engeland. In 1688 keerde hij terug naar huis,
waar hij een leerstoel voor theologie in Neurenberg kreeg. Hier gaf hij ook les
in het Engels. Op 2 september 1689 trouwde hij met Sabina Elizabeth Taglauer,
de dochter van Ferdinand Taglauer. Hij kreeg minstens drie dochters, waarvan er
twee overleefden. In 1697 promoveerde hij tot doctor in de theologie. Slechts
47 jaar oud overleed hij in augustus 1706 in Altdorf.
In 1679 publiceerde Christoph Wegleiter een rede, waarin hij zich afzonderde
met gedenkwaardige uitvindingen uit de vorige eeuw. Daarin beschreef hij
gedetailleerd een door Georg Christoph Eimmart (1638-1705) uitgevonden sextant.
Hieruit wordt afgeleid dat hij ten minste af en toe aan zijn observatorium
heeft meegewerkt. In hetzelfde jaar twistten Wegleiter en Sturm over de invloed
van de sterren. Dit betreft een dispuut gericht tegen de astrologie, waarvan de
auteur Sturm was om Wegleiter te verdedigen in de context van een openbaar
dispuut.
Geen opmerkingen:
Een reactie posten